Galenik
Kurze Übersicht zur Galenik
Nachfolgend wird ein Vergleich zwischen den verschiedenen Abgabeformen von Pflanzenheilmitteln vorgenommen. Durch Abwägen der Vor- und Nachteile kann der Arzt/Ärztin bestimmen, welches Mittel sich am besten für die jeweilige Anwendung eignet.
Pflanzenabkochungen (Decoctum)
Auch wenn Pflanzenabkochungen wirksam sind, ist ihre Verschreibung mit mehreren Nachteilen verbunden. Vielen Patienten sind sie zu zeitaufwendig und werden geschmacklich und/oder im Geruch als unangenehm empfunden. Daher ist die Compliance bei Abkochungen oft ungenügend. Wenn im Rezept Pflanzen enthalten sind, die nach besonderen Methoden zubereitet werden müssten, haben viele Patienten Mühe, den komplizierten Kochanweisungen zu folgen. Werden diese aber nicht eingehalten, ist die Extraktion der Wirkstoffe unvollständig, was den Behandlungserfolg gefährdet.
Kapseln mit rohen Pflanzen
Kapseln mit rohen Pflanzen enthalten oft Fasern, Bakterien, Pilze, Schimmel, Schwefel in zu hohen Dosen. Rohe Fasern müssen verdaut werden und eignen sich daher nicht für Patienten, die geschwächt sind oder Verdauungsprobleme haben.
Gefriergetrocknete Pflanzen
Durch Gefriertrocknung wird die Feuchtigkeit entzogen, während die Pflanzen noch gefroren sind (um der Hydrolyse vorzubeugen). Pflanzenprodukte, die auf diesem Weg gewonnen werden, sind wegen ihrer hydroskopischen Beschaffenheit (Tendenz, Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen) höchst unbeständig. Sie können nicht lange aufbewahrt werden, da sie sich biochemisch rasch zersetzen.
Standardisierte Extrakte
Bei standardisierten Extraktionsverfahren werden in der Regel organische toxische Lösungsmittel (z.B. Aceton und Hexan) sowie hohe Temperaturen eingesetzt, um eine hohe Konzentration eines bestimmten wirksamen Inhaltsstoffs zu erzielen. Dabei wird zwar die Standardisierung eines einzelnen Inhaltsstoffes gewährleistet, doch bleiben die anderen wirksamen Inhaltsstoffe mit ihren Heilwirkungen unberücksichtigt. Derartige Produkte sind mit synthetischen Arzneimitteln vergleichbar und eignen sich nicht für Therapeuten, welche das ganze Spektrum der Heilwirkung jeder Pflanze einsetzen wollen. Sie entsprechen auch nicht der traditionellen Extraktionsart und sind damit eher Neuentwicklungen mit z.T. unbekannten Eigenschaften vergleichbar.
Standardisierte Breitband-Extrakte
Standardisierte Breitband-Extrakte sind hoch konzentriert, weil durch die Vakuum-Ausdampfung bei niedriger Temperatur alle wirksamen Inhaltsstoffe der Pflanzen intakt bleiben. Im Rahmen der Qualitätskontrolle werden anhand modernster Technologie (Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie (HPLC), Dünnschichtchromatographie (TLC) und Flüssigkeitschromatographie (LCC) sowohl qualitative als auch quantitative Analysen der wirksamen Inhaltsstoffe vorgenommen. Bei dieser angewendeten Extraktionsmethode bleibt das ganze Spektrum der wirksamen Inhaltsstoffe erhalten. Die Gesamtwirkung entspricht dabei jener von Abkochungen, weil in den Extrakten sämtliche Inhaltsstoffe, die in frischen Pflanzen vorkommen, enthalten sind.